Bill Gates

Climate Tech ist angekommen

2015 gründete Bill Gates Breakthrough Energy mit dem Ziel, den Klimawandel durch technologische Innovationen zu bekämpfen. Die Organisation arbeitet mit einem ganzheitlichen Ansatz aus Finanzierung, Beratung und praktischer Unterstützung. Das übergeordnete Ziel von Breakthrough Energy: Bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Der aktuelle Breakthrough Energy Annual Report 2024 gibt einen Überblick über den Stand der Energiewende. Bill Gates zeigt sich dabei optimistisch, was den weiteren Weg angeht. 

Innovationen im Bereich des ClimateTech folgen grundsätzlich denselben drei Phasen, wie Innovationen in anderen Sektoren: Entdeckung, der Entwicklung und deren praktischen Einsatz. Allerdings birgt ClimateTech eine Besonderheit: Es gibt keinen natürlichen Markt für kohlenstofffreie Produkte, egal wie interessant die Technologie auch sein mag. Wir benötigen zur Entwicklung dieses Sektors also auch politische Maßnahmen und Lobbyarbeit, um Innovationen und Produkte im ClimateTech in jeder Phase zu fördern.

5 Bereiche UNSERER Weltwirtschaft sind für 100 % aller Emissionen verantwortlich

Die Dekarbonisierung der fünf Schlüsselbereiche in unserer Weltwirtschaft bezeichnet Breakthrough Energy als “The Five Grand Challenges”. Es sind dies die Bereiche Elektrizität, Industrielle Produktion, Landwirtschaft, Transport und Gebäude, auf die insbesondere auch von Breakthrough Energy das Augenmerk gelegt wird. Während die klimabezogenen Herausforderungen in diesen Bereichen bestehen bleiben, wurden und werden auch nennenswerte Fortschritte gemacht:

Elektrizität

Verantwortlich für
  • 28 % aller globalen Emissionen
  • 14,4 Mrd. Tonnen GHG

Fortschritte in der Energiegewinnung und -speicherung zeigen, dass Technologien wie nukleare Fusion und Eisen-Luft-Batterien potenziell große Mengen an sauberer Energie bereitstellen können. Breakthrough Energy unterstützt Unternehmen, die solche Technologien entwickeln, mit Investitionen und Netzwerkunterstützung.

Symbolbild für Energie
industry field

Industrie

Verantwortlich für 
  • 30 % aller globalen Emissionen
  • 15,3 Mrd. Tonnen GHG
  • Besonders in der Zement- und Stahlproduktion, die erhebliche Mengen an Treibhausgasen verursachen, wurden neue Technologien entwickelt. So wurden erstmals emissionsarme Zementlösungen in Großprojekten eingesetzt, und der öffentliche Sektor fördert solche Innovationen durch gezielte Beschaffungspolitik.

    Landwirtschaft

    Verantwortlich für 
  • 19 % aller globalen Emissionen
  • 9,9 Mrd. Tonnen GHG
  • Innovative Lösungen ermöglichen es Landwirten, Stickstoffdünger umweltfreundlicher zu verwenden, indem mikrobielle Prozesse genutzt werden. Dadurch wird die Abhängigkeit von synthetischen Düngemitteln reduziert und die landwirtschaftliche Emission wird gesenkt.
    landwirtschaftliches feld
    multi-laned street with cars

    Transport

    Verantwortlich für 
  • 18 % aller globalen Emissionen
  • 8 Mrd. Tonnen GHG
  • Die Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs und der Luftfahrt wird durch nachhaltige Kraftstoffe und Batterietechnologien vorangetrieben. Start-ups arbeiten an wasserstoffbetriebenen Flugzeugantrieben und E-Fuels, um die Emissionen der Luftfahrtindustrie drastisch zu senken.

    Gebäude

    Verantwortlich für 
  • 7 % aller globalen Emissionen
  • 3,7 Mrd. Tonnen GHG
  • Technologien zur Energieeinsparung in Gebäuden, wie vakuumisolierte Fenster und CO₂-arme Bauweisen, sind auf dem Vormarsch. Diese Innovationen machen Gebäude energieeffizienter und attraktiver für Investitionen in nachhaltige Baumaßnahmen.
    Stadtansicht

    Als Beispiel nennt der Bericht hier einen deutschen Global Player: Siemens. Siemens verfügt über einen riesigen Immobilienbestand mit 1.300 Gebäuden, sowohl Büros als auch Fabriken. Das Ziel von Siemens: Bis 2030 sein gesamtes Business zu dekarbonisieren. Ein Weg dahin sind Fenster – insbesondere neue vakuumisolierte Fenster, die von einem Unternehmen namens LuxWall entwickelt wurden. Aus rechnerischer Sicht ist der Kauf eine No-Brainer: Die Investition von Siemens wird sich innerhalb von 5-8 Jahren amortisieren.

    Politische Rahmenbedingungen und Bottlenecks

    Die Klimapolitik hat sich im vergangenen Jahr weltweit weiterentwickelt. Besonders hervorzuheben sind die USA, die EU und Großbritannien, die ambitionierte Ziele zur Emissionssenkung durchsetzen. Die USA fördern die industrielle Dekarbonisierung durch massive Investitionen und steuerliche Anreize, u.a. im Rahmen des “Industrial Demonstrations Program”, während die EU ihren “Green Deal” mit einem „Clean Industrial Deal“ ergänzt. Großbritannien setzt mit einem neuen Investitionsfonds und ambitionierten Zielsetzungen neue Maßstäbe für die Klimapolitik.

    Ein wichtiger Aspekt auf dem Weg zur Klimaneutralität ist auch die Verbraucherseite und deren Macht, sich für klimatisch günstigere Produkte zu entscheiden. Um hier mehr Transparenz bezüglich des jeweiligen CO2-Abdrucks eines Produktes für die Verbraucher herzustellen, ist die jüngste Finanzierung von Umweltproduktdeklarationen durch das “Bipartisan Infrastructure Law” (in den USA) so wichtig. Ähnlich wie bei der Nährwertkennzeichnung ermöglichen diese Deklarationen staatlichen und privaten Verbrauchern, fundiertere Entscheidungen über den Kauf von Produkten zu treffen.

    Leider haben sich die Fortschritte, die im letzten Jahr in den USA gemacht wurden, nicht auf die ganze Welt übertragen. Während Europa beispielsweise bei den Endanwendungen Fortschritte gemacht hat (etwa durch die Aufnahme von Vorschriften für den Kohlenstoffausstoß über die Lebensdauer neuer Gebäude), stagnieren wir bei unseren Dekarbonisierungszielen für Zement. Dieser ist für 4 % der europäischen CO2-Emissionen verantwortlich.

    Planung, Finanzierung und Genehmigung – das sind die drei Themen, die im Bereich als “Bottleneck” für eine noch schnellere Energiewende ausgemacht werden. Beispiel Energieversorgung in den USA: Neue Technologien stecken bis zu sieben Jahre in Anschlusswarteschlangen, bevor sie ans Netz gehen. Lösungen wie “Advanced Conductors” und dynamische Leitungstechnologien können bestehende Kapazitäten verdoppeln, ersetzen jedoch nicht den Bau neuer Leitungen, der für abgelegene erneuerbare Energien unverzichtbar ist. Fortschritte wie Regulierungen für zwischenstaatliche Stromleitungen in den USA markieren wichtige Schritte, doch noch fehlen umfassende politische Reformen, um die Prozesse zu beschleunigen.

    Mein Fazit

    Der Jahresbericht von Breakthrough Energy unterstreicht die Notwendigkeit und das Potenzial, saubere Technologien umfassend einzusetzen, um den Klimawandel wirksam zu bekämpfen. Es ist beeindruckend zu sehen, dass und wie Technologien, die vor wenigen Jahren als Experiment galten, nun marktreif sind und in großem Maßstab umgesetzt werden können. Der Bericht macht aber auch wiederholt deutlich, dass diese große Menschheitsaufgabe nur mit einer gemeinsamen Anstrengung aus Regierungen, Unternehmen und Gesellschaft geschafft werden kann. 

    Da ich das Thema Klimawandel als übergeordnet Wichtigstes der vielen dringenden politischen und wirtschaftlichen Themen der Menschheit halte, bin ich tief beeindruckt von Bill Gates, der die Bedeutung von ClimateTech nicht nur schon vor Jahren erkannt hat (Gründung 2015 von Breakthrough Energy Ventures) sondern dieses Thema auch massiv unterstützt (3,5 Mrd. Dollar Kapitalzusagen).

    Die Einschätzung von Gates, ClimateTech stehe am Wendepunkt zur massiven Umsetzung, stimmt mich – trotz aller Herausforderungen – positiv.   

     

    Alle hier verwendeten Bilder stammen aus dem Jahresbericht von Breakthrough Energy (Copyright).

    FÜR INTERESSIERTE:

    Hier alle Portfoliounternehmen, Fellows und Katalysatorprojekte von Breakthrough Energy:
    Breakthrough Energy Lookbook 

    Link zum Jahresbericht von Breakthrough Energy: 
    State of the Transition

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