Mit nur 4 Maßnahmen zur Lösung unseres größten Klimaproblems?

Vor Kurzem ist mir ein FOCUS-Artikel mit der provokanten Überschrift “Mit vier Maßnahmen kann die Ampel ihr größtes Klima-Problem lösen” ins Auge gestochen. Als größtes Sorgenkind wird dabei der Verkehrssektor identifiziert.

Es war ein Gastbeitrag von Felix Creutzig, Verkehrsforscher und Professor an der Technischen Universität in Berlin sowie Mitglied des Expertenbeirats für Klimaschutz in der Mobilität des Verkehrsministeriums. Creutzig ist daneben Experte für eine nachhaltige Verkehrswende und Mitautor des sechsten Berichtes des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC).

 

Eine – DIE Verkehrswende, wie sie hierzulande seit längerem tituliert wird – argumentiert Creutzig, ist unumgänglich, da der Verkehrssektor den Großteil der Lücke zwischen den Klimazielen und der Realität ausmacht. Unser deutsches Klimaschutzziel sieht vor, bis 2030 (das sind also nur noch sieben Jahre!) 65 % weniger Treibhausgasemissionen als 1990 zu erzielen. Berechnungen gehen davon aus, dass der beschlossene schnelle Ausbau der Solarenergie, verbunden mit einer höheren CO2-Bepreisung Kohle sogar schon früher als 2038 (der beschlossene Termin) aus dem Strommix verdrängen dürfte. Das kling gut. Doch der Verkehrssektor macht Sorgen:
Bis 2030 werden in diesem Bereich voraussichtlich 35 Millionen Tonnen CO2 zu viel ausgestoßen. Maßnahmen wie das 49-Euro-Ticket fördern zwar die Mobilität und sind nett für uns regelmäßig Öffis nutzende Bürger, tragen aber nur marginal zum Klimaschutz bei. Bedauerlicherweise werden zudem fossile Energiequellen im Verkehr weiterhin subventioniert.

Zur Lösung dieses Problems hält Creutzig folgende vier Maßnahmen für unabdingbar

  1. Abschaffung des Dienstwagenprivilegs für Verbrenner:
    Um den Neukauf von Verbrennern zu reduzieren, sollte die Regierung das Dienstwagenprivileg für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren streichen. Anstelle dessen sollten monatlich zwei Prozent des Bruttolistenpreises als geldwerter Vorteil versteuert werden. Dies würde die Akzeptanz in der Bevölkerung finden, da vor allem Besserverdiener vom Dienstwagenprivileg profitieren und es dem Staatshaushalt Milliardeneinnahmen bringt.
  2. Anreize für den Kauf von E-Autos schaffen:
    Finanzielle Anreize sind entscheidend. Ein Bonus-Malus-System nach französischem Vorbild könnte den Kauf von Elektroautos subventionieren und gleichzeitig den Kauf von Verbrennern mit einer CO2-abhängigen Gebühr belegen. Dies würde voraussichtlich bis 2030 zu einer Einsparung von 8 Millionen Tonnen CO2 führen.
  3. Tempolimit für den Klimaschutz:
    Die Einführung eines Tempolimits könnte bis 2030 rund 6 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen und zudem die Verkehrssicherheit erhöhen. Die Höhe des Tempolimits benennt Creutzig allerdings nicht.
  4. Erhöhung der CO2-Preises:
    Eine Erhöhung der CO2-Bepreisung bis 2030 um 50 Euro pro Tonne könnte weitere 3 bis 4 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Auch dies bringt zusätzliche Einnahmen. Creutzig hat mindestens 5 Milliarden/Jahr errechnet. Diese Mehreinnahmen können entsprechend in die Unterstützung klimaneutraler Projekte (oder den Kauf von E-Autos) investiert werden.

Alle vier Maßnahmen zusammen, so hat Creutzig berechnet, können die Emissionslücke des Verkehrssektors im Jahr 2030 halbieren – und dies ohne soziale Verwerfungen. Das Paket reicht also so noch nicht komplett aus, würde aber den Weg für eine rasche weitere Dekarbonisierung in der nachfolgenden Dekade bereiten. Voraussetzung wäre allerdings, dass unsere Regierung entschlossen den Strukturwandel in der Automobilindustrie vorantreibt.

Unsere Automobilindustrie und der Weg in die Zukunft

Die Automobilindustrie, darunter Mercedes und VW, bereitet sich bereits auf eine elektrische Zukunft vor. Trotzdem gibt es immer noch Lobbyisten, die den Verkauf von Verbrennern fördern wollen. Dies ist jedoch irreführend, da der Markt bereits deutlich auf Elektromobilität setzt. Eine Fokussierung auf Elektroautos und Zukunftsmärkte wird den Unternehmenswert und die Zukunftsaussichten steigern.

Die vorgeschlagenen Maßnahmen werden zweifellos Umbrüche mit sich bringen. Es wird eine Umstellung in der Industrie erfordern und technisch auf Verbrenner spezialisierte Ingenieure und Fachkräfte müssen umdenken bzw. umlernen. Auch die Zulieferindustrie ist von einer Neuausrichtung auf E-Mobilität betroffen.

Doch die Verkehrswende lohnt sich. Sie bietet Chancen für die Automobilindustrie, neue Märkte zu erschließen und das Land auf eine nachhaltige Zukunft vorzubereiten.

Meine Meinung

Auch wenn ich den Verkehrssektor nicht als das einzige große Problem sehe, die Vorschläge von Creutzig gefallen mir, seine Argumentation halte ich für stichhaltig.

Ich selbst fahre seit über 10 Jahren (sehr gerne) nur noch rein elektrisch und nutze – gerade in München – gerne öffentliche Verkehrsmittel.

Ich habe allerdings auch Bekannte, die zwar ein E-Auto fahren, die aber nicht die Möglichkeit haben, eigene Sonnenenergie zu tanken. Sprich: Die Fahrzeuge müssen mit dem Haushaltsstrom geladen werden. Dann wird das laden sowohl teurer als unter Umständen auch weniger “grün.

Aber ehrlich gesagt, derzeit macht das alles ja derzeit nicht wirklich das Kraut fett (genauer Anteil E-Autos, “grüner” Strom oder nicht). M.E. brauchen wir in allen Bereichen die “Elektrifizierung” und müssen gleichzeitig mit Volldampf die Stromerzeugung auf regenerative Erzeugung umstellen.

Es kann sein, dass dies alles mit höheren Kosten und manchen Unannehmlichkeiten verbunden sein wird – aber was sind die Alternativen? Wollen wir uns vorwerfen lassen – trotz besserem Wissen – die Umwelt weiterhin so zu zerstören wie wir es jetzt schon so/zu lange machen?

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