DLD Conference 2021: What’s next, Jimmy (Wales)?

Es sind jedes Jahr aufs Neue wertvolle Impulse und Einsichten, die ich von der DLD Conference mitnehme. Die DLD All Stars stand letzte Woche unter dem Motto “What the World needs now” und fand umständehalber (nur) virtuell statt. Dem Informationsgehalt tat dies keinen Abbruch, dem Netzwerken schon, dafür waren die Moderatoren Steffi Czerny und Yossi Vardi in einem sichtbar ungewohnten, dennoch ihrem Element.

Von den vielen guten, inspirierenden Vorträgen, die ich hören durfte (wie z.B. von Ugur Sahin, Bjakre Ingels, Peter Diamandis, Daniel Kahnemann) möchte ich einen Input besonders hervorheben:
Wikipedia-Gründer Jimmy Wales nahm die coronabedingte Situation zum Anlass, darüber zu reflektieren, wie sich die Welt der (Sozialen) Medien entwickelt hat und weiter entwickeln sollte.

Aus Jimmys Sicht kann die digitale Medienwelt in zwei Lager eingeteilt werden: Es gibt tolle neue Technologien und problematische Lösungen. Fest macht dies der Wikipedia-Gründer am Nutzen, den die Angebote für uns als Gesellschaft sowie uns als Individuen bringen.

Was ist aus Sicht von Jimmy Wales gut?

Gute Technologien sind Angebote wie Wikipedia (wobei er hier augenzwinkernd seine Voreingenommenheit zugibt), wie Netflix, Amazon Prime (oder andere Streamingdienste), wie Fandom (Jimmy Wales’ neueres Projekt) aber auch Meetinglösungen wie Zoom, Teams oder Meet. Warum? Diese Technologien erlaubten es dem Nutzer, tief in ein Thema einzusteigen und sich ausgiebig mit Themen auseinanderzusetzen: “Does it allow me to go deep – or does it keep me at a superficial level”, ist für Jimmy die entscheidende Frage. Gemein ist diesen oben genannten Angeboten, dass sich diese entweder durch Abomodelle oder aber durch Spenden finanzieren und werbeunabhängig sind.

„Facebook and Twitter have become problematic.“

Anders bei Netzwerken wie Facebook, Twitter, Instagram und dergleichen. Der Kern deren Geschäftsmodells ist das Generieren von Umsatz durch den Verkauf von Werbung. “When you have an advertising only business model it really rewards you for keeping people on site. That’s a huge driver for revenue”, bewertet dies der Wikipedia-Gründer. Zwangsweise führe dies dazu, dass Algorithmen auf genau dieses Ziel hin optimiert werden – auf Informationen, die zwar die Aufmerksamkeit (und Zeit) der Betrachter fesseln, aber oberflächliche Reaktionen wie Likes und Shares fördern. Nutzer würden regelrecht abhängig von dieser Berieselung. Facebook und Twitter hätten unserer Gesellschaft einen unglaublichen Schaden zugefügt. “I use Facebook, I use Twitter. But I try to keep my use down to a minimum. I think it’s like junkfood for the mind”, beschreibt dies Jimmy Wales.

Facebook and Twitter sind wie Junkfood für den Geist.
Das war für mich der Satz der Stunde.

 

Was sollten wir gemäß der Empfehlung von Jimmy Wales also tun (und ich bin der Meinung, dies müssen wir auch mit unseren Kindern und Enkelkindern diskutieren):

    • Erkennen (und zugeben), dass süchtig machende Technologien wie Junkfood für den Geist wirken
    • Deren Nutzung deutlich einschränken
    • Sollte die Einschränkung nicht funktionieren, sich komplett daraus zurückziehen
    • Auch öffentlich ansprechen, wenn wir erkennen, dass Technologien instrumentalisiert werden, um Aufregung und Empörung in unserer Gesellschaft zu erzeugen

 

Und was tut Jimmy Wales derzeit selbst, um die Qualität der Sozialen Medienwelt hoch zu halten?

Jimmy Wales arbeitet an WT.SOCIAL, einem neuem, inhaltsfokussierten und kollaborativem sozialen Netzwerk, das das Schlechte aus anderen Netzwerken heraushalten soll. Als “Ableger” davon sind von ihm noch zwei Social Gaming Plattformen quiznightbeyond.com und werewolfnight.com in Entwicklung. Sein Ziel: Echte soziale Interaktion anstatt Abhängigkeit generieren.

 

 

 

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