Klimaschutz? Forschen. Elektrifizieren. Einsparen. Und weiter forschen.

51 Milliarden Tonnen. Das ist die Menge Klimagas, die wir Menschen derzeit pro Jahr in die Atmosphäre pusten und bis 2050 einsparen müssen, damit unser Leben, wie wir das bisher kennen, auch künftig möglich sein wird.

Das ist die Erkenntnis von Bill Gates, die er in seinem aktuellen Buch „Wie wir die Klimakatastrophe verhindern: Welche Lösungen es gibt und welche Fortschritte nötig sind“ schildert und ausführlich begründet. 2050, das sollte uns Allen klar sein: Bis dahin sind es nur noch weniger als 30 Jahre.

Ich habe das Buch mit großem Interesse gelesen, es hat mir an vielen Stellen die Augen geöffnet. Gates hat sich jahrelang intensiv mit dem Klimaschutz, unseren Möglichkeiten und Grenzen beschäftigt und beschreibt seine Erkenntnisse verständlich:
„Nach einigen Jahren war ich von drei Tatsachen überzeugt:

  1. Um eine Klimakatastrophe zu vermeiden, müssen wir auf null kommen.
  2. Wir müssen die Tools, die wir schon haben – etwa Sonnen- und Windenergie – schneller und klüger zum Einsatz bringen.
  3. Und wir müssen bahnbrechende Technologien entwickeln und in der Praxis einsetzen, mit denen wir den Rest des Weges schaffen können.“

 

EINORDNUNG VON KLIMAWERTEN & EMISSIONSMENGEN

Zahlen und Mengen – wie hier die 51 Milliarden Tonnen Klimagas – sind für mich schwer vorstellbar und vor allem schwer einschätzbar. Wer von uns weiß schon, wieviel CO2 ausgestoßen wird, wenn er oder sie von zu Hause mit dem Auto oder einem öffentlichen Verkehrsmittel zu einer Besprechung oder zum Einkaufen fährt? Und die (bisherige) Klimaerwärmung von 1,5 oder 2 Grad Celsius klingt ja auch reichlich wenig. Wenn wir allerdings von Klima sprechen sind bereits Veränderungen von nur ein paar Grad eine große Sache. Dies verbildlicht Gates: In der letzten Eiszeit lag die Durchschnittstemperatur um nur 6 Grad niedriger als heute. Und im Zeitalter der Dinosaurier, als die Durchschnittstemperatur ca. 4 Grad Celsius höher war als heute, lebten sogar jenseits des nördlichen Polarkreises Krokodile.

Um sich die Energiemengen, die wir verbrauchen, besser vorstellen zu können, folgende Übersicht zum jährlichen Verbrauch verschiedener Einheiten:

 

WIEVIEL TREIBHAUSGAS WIRD EIGENTLICH DURCH WELCHE AKTIVITÄTEN EMITTIERT?

 

 

Bill Gates schlägt vor, bei jedem Nachdenken über Klimainitiativen folgende fünf Fragen zu stellen:

  1. Um welchen Prozentsatz dieser 51 Milliarden Tonnen geht es? Lohnt sich dann das Thema?
  2. Welchen Plan haben wir für Zement? Die Zement- und Stahlerzeugung sind die Grundbausteine unseres Wachstums. Leider werden dabei riesigen Mengen Treibhausgase freigesetzt.
  3. Von wieviel Leistung reden wir?
  4. Wieviel Platz benötigt die neue Energiegewinnungslösung?
  5. Wieviel wird das kosten?

Beim Thema Ökozuschläge fordert Gates, diese müssen so niedrig sein, dass auch Länder bzw. deren Bewohner mit mittleren Einkommen diese bezahlen können.

Um null Emissionen zu erreichen formuliert Gates folgende Vorschläge zur Dekarbonisierung:

  1. Verfünffachen des Aufwands für Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der sauberen Energien und in anderen klimarelevanten Bereichen innerhalb der nächsten zehn Jahre.
  2. Verstärkte Förderung risikoreicher, aber auch besonders chancenreicher Forschungs- und Entwicklungsprojekte.
  3. Ausrichten von Forschung und Entwicklung auf die drängendsten Probleme.
  4. Zusammenarbeit mit der Industrie von Anfang an.

Zur Dekarbonisierung hat Gates folgende  Technologien identifiziert:

 

MEINE LEARNINGS

Gates‘ Buch ist für mich die bisher beste Zusammenfassung zum Thema Klimakatastrophe. Daraus habe ich gelernt:
Wir industrialisierten Länder müssen bis 2050 klimaneutral werden, ansonsten wird die Erde für uns Menschen nicht mehr bewohnbar so wie wir es kennen. Die weiteren Länder müssen dann bald folgen. Dazu bedarf es riesiger Anstrengungen wie zum Beispiel:

    • Das enorme Wachstum der Weltbevölkerung und der hoffentlich größere Anteil an Menschen, die höheren Wohlstand genießen dürfen erhöhen den Energiebedarf weiter. Diesen wachsenden Energiebedarf müssen wir ebenfalls berücksichtigen.
    • Mit heutigen Techniken könnten wir Einiges recht einfach dekarbonisieren (Solar- und Windstrom), anderes zumindest schon mit hohen Kosten.
    • Daher benötigen wir dringend bahnbrechende technischen Innovationen und sollten dies auf einen der ersten Plätze unserer staatlichen Förderungs- und (und privaten) Investitionslisten setzen.

Persönliche Energieeinsparungsmaßnahmen sind (leider nur) ein Teil der Lösungen. Allerdings ein bedeutender, der unseren Politikern auch zeigt, wie wichtig uns als Bevölkerung das Thema ist.

POLITIK UND GREEN DEAL

So schließe ich mich der Forderung unserer derzeitigen EU Präsidentin Ursula von der Leyen an: Wir benötigen einen Green Deal – und das nicht nur in Europa. Wir benötigen ein gigantisches weltweites Forschungsprogramm. Und dafür müssen wir unsere besten Köpfe begeistern. Warum nicht sofort 0,5% und später 1% des BIP in Forschungsprogramme zum Thema „Saubere Energien“ stecken?

Ich hoffe, wir haben COVID 19 mit all den derzeitigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Einschränkungen bis Frühsommer soweit unter Kontrolle, dass wir uns wieder diesen wichtigen Zukunftsthemen zuwenden können. Dazu gehört für mich neben

  • der Erhöhung der Forschungsanstrengungen rund ums Thema „Saubere Energien“ auch
  • die intensive Anstrengung beim Thema Industrie 4.0. Aus meiner Sicht ist das DER Zukunftsbereich, indem uns wir Deutschen international einen Kompetenzvorsprung erarbeiten müssen, um damit auch in der Post-Verbrennermotoren-Zeit unseren Lebensstandard halten können. Dieser Lebensstandard wird u.a. dazu nötig sein, uns diese “sauberen Energien” auch leisten zu können.

Saubere Energie ist nicht nur eine enorme Herausforderung, sondern auch eine große Chance für unsere Wirtschaft.

Ich wünsche mir, dass sich diese Punkte endlich in einem – am besten in allen – Parteiprogrammen wiederfinden und dass wir Deutschen diese Themen auch wirklich angehen. Derzeit gibt es noch viel zu Vieles zu bemängeln, wie auch Der Spiegel in seinem Artikel „100 Dinge, die bei der CO2-Wende schief laufen“ auf den Punkt bringt.

Abschliessend muss ich noch gestehen, dass mich die positive Einschätzung von Bill Gates zum Thema Atomstrom immer noch zum Grübeln bringt. Ich war nämlich froh, dass wir das Thema Atomstrom negativ entschieden haben. Allerdings sind seine Argumente schon interessant. Ich bin sehr gespannt, wie sich die Diskussion über den Atomstrom noch entwickeln wird.

WIE HOCH IST MEIN EIGENER CO2-ABDRUCK?

Wer Interesse hat, seinen eigenen CO2-Abdruck zu erfahren, empfehle ich zum Beispiel der CO2-Rechner des Umweltbundesamts. Dieser ermöglicht eine gute Ersteinschätzung über unseren privaten CO2-Verbrauch. Meinen eigenen Verbrauch habe ich übrigens auf 11,4 Tonnen/Jahr errechnet – somit sogar knapp über dem deutschen Durchschnittsverbrauch. Und dies, obwohl ich ein E-Auto fahre, vegan esse und Ökostrom beziehe (leider konsumiere ich daneben noch zu viel und dort hinein zählt z.B. auch jede einzelne Amazon-Bestellung). Diese Höhe hat mich erschreckt und mir gezeigt: Ich muss deutlich optimieren. Das Ziel benennt das Umweltbundesamt im Einklang mit der internationalen Staatengemeinschaft auf unter 1 Tonne CO2-Emissionen pro Person und Jahr. Ich bin derzeit am Überlegen, wie ich meine 11 Tonnen jährlich (sinnvoll) ausgleichen kann.

Was sollte eine Tonne CO2 kosten? Wenn ich es richtig verstehe, würden uns CO2-Preise, die von 180 Euro/t CO2Äq im Jahr 2016 auf 205 Euro/t CO2Äq im Jahr 2030 steigen würden, ermöglichen, das 2-Grad-Ziel zu erreichen. Für das angestrebte 1,5-Grad-Ziel werden jedoch das 3- bis 4-fache geschätzt! Siehe UBA. Und aufgepasst: Der derzeitige CO2-Handel betrifft nur einen kleinen Anteil.

WETERE INFORMATIONEN GESUCHT ?

Die ausgezeichnete Website scientists4future.org beschreibt zum Beispiel in diesem PDF die 24 Fakten zum Klimawandel.

 


(c) Alle hier gezeigten Grafiken wurden entnommen aus:
Bill Gates: Wie wir die Klimakatastrophe verhindern, Piper, 2021

 

No Comments

Post A Comment